Papierfabrik an der Sihl Zürich

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Die P. in Zürich-Wiedikon geht auf die 1471 erstmals erw. Zürcher Papiermühle im Werd zurück. Ab 1838 produzierte sie unterschiedl. Produkte der graf. Branche wie Papier, Karton und Pappe, später diversifizierte sie in versch. Zweige des graf. Gewerbes (u.a. Druckbereich). Die enge Zusammenarbeit zwischen der Eika-Gruppe und der Sihl-Zürcher Papierfabriken an der Sihl führte 1984 zur Gründung der Papiergrosshandelsgesellschaft Sihl + Eika Papier AG, die seit 1998 in Thalwil ansässig ist, ab 2005 der finn. Stora Enso OY gehörte und 2008 von der Finanzinvestgesellschaft Altor Fund übernommen wurde. Das Unternehmen beschäftigte 1971 650 Personen, 2007 waren es noch 243. Die Papierproduktion wird von der Sihl Zürich AG weitergeführt.


Verwaltungsgeschichte / Biographische Angaben

Im Jahre 1836 wurde in Zürich das Actienunternehmen „Mechanische Papierfabrik an der Sihl“ ins Leben gerufen. Im Dezember 1837 nahm die Papierfabrik im Moosgut in Wiedikon ihren Betrieb auf. 1844 erwarb das Unternehmen die traditionsreiche Papierfabrik auf dem Werd, die als „Succursale“ betrieben und 1888 stillgelegt wurde.

In der Gedenkschrift zum hundertjährigen Bestehen wird ausgeführt, dass die Arbeiterschaft in den Anfängen fast ausschliesslich aus dem Gebiet der Gemeinden Wiedikon und Enge (ab 1860) rekrutiert worden sei. Das Verhältnis zur Arbeiterschaft sei ein patriarchalisches gewesen; meist hätten verwandtschaftliche Verhältnisse Betriebsleitung und Arbeiterschaft verbunden.

Um 1890 geriet die Fabrik in eine ernsthafte Krise, von der sie sich durch organisatorische Reformen wieder erholte. Im Jahre 1905 wurde die benachbarte Spinnerei Wollishofen angekauft. Unter dem Namen „Manegg“ wurde dort eine Werkfiliale betrieben. In den Anfängen waren maximal 100 Personen beschäftigt; um 1855 zählte die Fabrik rund 150 Beschäftigte, in den 1890er Jahren mehr als 300. Gemäss der Zürcher Fabrikstatistik von 1870 gab es damals im Kanton Zürich zwei Papierfabriken mit 97 männlichen und 140 weiblichen Angestellten.

Die noch bestehende Sihl-Gruppe genoss während langer Zeit einen guten Ruf für Sicherheitspapiere sowie für Plotter- und Planpapiere (Transparentpapiere). In jüngster Zeit sind die Sparten „Digital Printing and Imaging“ und „Registration and Identification“ zu neuen Kernbereichen geworden. Mittlerweile aber verkauft.


Archivbestand[Bearbeiten]

Der Archivbestand zur Papierfabrik an der Sihl umfasst Verzeichnisse der Arbeiterinnen und Arbeiter für den Zeitraum 1838 bis 1961 sowie eine Bussenkontrolle der Jahre 1876-1932. Darin enthalten sind wichtige Informationen zur Kinder- und Frauenarbeit (Z.B: Anna Maag von Schlettstadt, 1835–1888, eingetreten im May 1847; Anna Unterneher von Einsiedeln, geb. 1840, eingetreten im Dezember 1852, ausgetreten am 31.7.1878 „wegen schwechlicher Gesundheit“), zu Arbeitsplatzkonflikten und zu Zwangs- und Herrschaftsmechanismen in der Fabrik (Z.B. Entlassung wg. sozialistischer Agitation (988, Metzler Ernst, 4.5.1908) bzw. wg. Teilnahme am Generalstreik vom 12.7.1912 (1226, Kohler, Emil))

Übernahmemodalitäten

Der Bestand wurde dem Schweizerischen Sozialarchiv im Sommer 1996 übergeben.

Literatur[Bearbeiten]

– H. Müller-Fischli, Die Zürcher P., Zürich, 1938 – E. Caflisch, Aus der Gesch. der Zürcher Papiermühle auf dem Werd, 1471-1700, 1963 – NZZ, 3.3.2005


Referenzen[Bearbeiten]

  • Aus derm Historischen Lexikon der Schweiz: Autorin/Autor: Patrick Zehnder
  • Schweizerischen Sozialarchiv