Kantonalmarken

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Kantonalmarken

Bis zum 1 1.1849 lag in der Schweiz der Postdienst in Händen der einzelnen Kantone. Von diesen verausgabten drei (Basel, Genf, Zürich) eigene Marken, die in der Sammlersprache einen besoderen Namen (Kanonalmarken) erhalten haben. Die nach Auflösung der Kantonalposten gegründete schweizerische Bunderspost begann mit der Markenausgabe im Oktober 1849. Verschiedene dieser Marken sind durch Eigennamen gleichfalls zu feststehenden Begriffen geworden, wie Waadt, Winterthur, Neuenburg. Diese Marken werden heute als Übergangsmarken bezeichnet.

Zu den Kantoals und Bundesmarken zählen wir heute die folgenden Briefmarken aus den Jahren 1843 -1852

Kanton Zürich 1843

5er Streifen ZH4, aus der Tapling Collection
einzig bekanntes Blockstück der Zürich 6 Rappen mit senkrecht zusammenhängenden Marken.

Ermutigt durch die guten Erfahrungen in England („Penny Black“, 6. Mai 1840) mit der Vorausbezahlung des Briefportos und der damit verbundenen Einführung der Briefmarke, führte die kantonale Postverwaltung von Zürich am 1. März 1843 die erste Briefmarke der Schweiz ein. Man erhoffte sich durch die Vorausbezahlung des Portos eine Zunahme des Briefverkehrs, sowie einen kleineren Verwaltungsaufwand und legte mit der Einführung der Marken auch neue, günstigere Brieftaxen fest: 4 Rappen als Lokaltaxe und 6 Rappen als Kantonaltaxe. Für schwere Briefe mussten entsprechend zusätzliche Marken aufgeklebt werden. So wurden die vermutlich vom Zürcher Lithographen Esslinger (Druckproben vorhanden) gestalteten „Zürich 4 und 6 Rappen“ in Steindruck von der Fa. Orell Füssli+Co in 100-er Bogen gedruckt. Dabei werden 5 Urtypen unterschieden(Jede Marke wurde fünf mal in Form eines Waagrechten 5er Strreifens gezeichnet, somit ergab dies der Urstein), welche 20mal auf den Druckstein übertragen wurden. Die erste Ausgabe von 1843 weist einen senkrechten Sicherheits-Unterdruck auf. 1846 wurde eine 2. Auflage mit waagrechtem und ca. 1847 vermutlich eine 3. Auflage ohne Unterdruck in Umlauf gebracht. 1862 erfolgte ein amtlicher Nachdruck in einer kleinen Auflage zu Dokumentationszwecken. Diese sind auf weissem Papier ohne Unterdrucklinien mit dem originalen Druckstein gedruckt worden, welche sich aber in schlechtem Zustand befanden.

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Kanton Genf 1843

doppelgenf
doppelgenf verkehrt geschnitten

Am 30. September 1843 gab Genf auf Initiative von Professor De Candolle mit der sogenannten "Doppelgenf" ebenfalls eine Postmarke heraus. Entworfen und im Steindruck hergestellt wurden die 5+5 Centimes-Marken beim Lithographen Schmidt. Eine ganze Doppelgenf konnte als Kantonsporto, eine halbe Doppelgenf als Ortsporto verwendet werden. Den Erfolg, den England und Zürich mit der Einführung der Vorausbezahlung des Portos vorweisen konnten, stellte sich in Genf nicht ein. Die Genfer Bevölkerung sah es für den Briefempfänger als beleidigend an, Briefe "franco" zu versenden. Deshalb gelangten die Marken nicht im gewünschten Masse zur Verwendung. Um das Publikum für die Vorausbezahlung des Portos zu gewinnen, wurden ab dem 1. März 1844 die Briefmarken vergünstigt abgegeben, wogegen das Porto für unfrankierte Briefe unverändert auf 5 Centimes bzw. 10 Centimes blieb.


kleiner Adler

Als weiteres Entgegenkommen wurde das Briefporto auf den 1. April 1845 im ganzen Kanton einheitlich auf 5 Centimes herabgesetzt, was die Herstellung neuer Briefmarken notwendig machte. So wurde am 1. April 1845 eine neue Briefmarke ausgegeben, der so genannte „kleine Adler“. Die einzelnen Briefmarken waren auf dem Druckstein so eng aneinandergereiht, dass diese nur mit Mühe aus dem Bogen geschnitten werden konnten, ohne die Nachbarmarke zu verletzen.


grosser Adler hellgrün

Datei:GrosserAdler1.JPG
grosser Adler h.gr.

Im Herbst 1846 waren die Briefmarken Kleiner Adler aufgebraucht. Der Postdirektor beauftragte den Lithographen Schmid, welcher alle Marken der Genfer Post entwarf, neue Briefmarken herzustellen. Dieser fertigte eine neue Druckplatte an, auf der die einzelnen Marken nicht mehr so eng angeordnet waren wie bei der vorhergehenden Ausgabe. Zudem wurde der Flügel des Adlers grösser, worauf die Benennung dieser Ausgabe zurückzuführen ist. So gelangte am 20. November 1846 der so genannte „grosse Adler hellgrün“ zur Ausgabe.


grosser Adler auf dunkelgrünem Papier

Datei:GrosserAdler2.JPG
grosser Adler d.gr.

Da im Sommer 1848 der Vorrat an Briefmarken dem Ende entgegen ging, erhielt der Lithograph eine Nachbestellung. Dieser verfügte aber nicht mehr über die gleiche Papiersorte. So wurde diese Auflage auf dunkelgrünem Papier gedruckt. Der „Grosse Adler dunkelgrün“ wurde am 22. August 1848 verausgabt.


Ganzsache I II III

Ganzsache II
Ganzsache III

Bereits am 27. Februar 1846 (zur Zeit des kleinen Adlers) verausgabte die Genfer Post drei verschieden grosse Briefumschläge mit eingedrucktem Wertzeichen. Aber auch diese Neuerung fand in Genf kein Gefallen. Diese "Genfer Umschläge" verkauften sich sehr schlecht, da sich die Bevölkerung gewohnt war, Briefe je nach Bedarf zu beschriften, zu falten und zu versiegeln. Um die unverkauften Bestände der Umschläge loszuwerden, durften die ausgeschnittenen Wertzeichen ab dem 1. Juni 1849 als normale Briefmarken verwendet werden. "Genfer Ausschnitte" genannt.

Die Briefumschläge hatten folgende Masse


Type 1 Format:

Type 2 Format: 140 X 75 mm,

Type 3 Format:


Kanton Basel 1845

Probedruck
Erstauflage
Zweitauflage

Basler Taube
Nach Zürich und Genf gab Basel am 1. Juli 1845 ebenfalls eine Briefmarke in Umlauf. Die so genannte und legendäre „ Basler Taube“ ist somit 3. kantonale Briefmarkenausgabe der Schweiz.

Gestaltet wurde die Basler Taube vom Architekten Melchior Berry (1801-1854). Gedruckt im Dreifarbendruck mit Reliefprägung durch die Buchdruckerei H. Benjamin Krebs in Frankfurt am Main.

Eine erste Auflage von grünen „ Basler Dybli “ fand bei der Basler Postverwaltung keinen gefallen und gelangte nicht zur Ausgabe.

Von der endgültigen Version in blau werden zwei Farbnuancen unterschieden:

  • Die 1. Lieferung in lebhaftblau,
  • die 2. Lieferung in blassblau.

Verkauft wurde die Basler Taube nur en Gros zu 20 Stück à 5 Batzen. Eine Basler Taube zu 2 ½ Rappen deckte die Portokosten für die Beförderung einfacher Briefe innerhalb der Stadt. Für schwerere Briefe oder solche, die im Stadtbann oder den drei Landgemeinden zugestellt werden mussten, waren zwei „ Dybli “ erforderlich.

Bei der Übernahme der Kantonalen Post durch den Bund im Dezember 1848 gingen 308 Bogen à 40 „„ Francozettelchen “ in den Besitz der eidgenössischen Postverwaltung über und wurden vermutlich vernichtet. mehr ....


Links:


Die Auflagezahlen der Schweizer Kantonalmarken:


(Es wird vermutet, dass ca. 10% der Kantonalmarken "überlebt" haben, davon wiederum 5-10% als Briefe.)

Ausgabe

Zumstein

Michel

Scott

Yvert

Auflagezahlen

Zürich 4 Rp.         (Total ca. 35’800 Stk.)

Senkrechter Unterdruck

1S Zürich 1I 1L1 9a ca. 24'000 Stk.

Waagrechter Unterdruck

1W Zürich 1II 1L3 9 ca. 12'000 Stk.

Neudruck

1ND 1ND     120 Stk.
Zürich 6 Rp.         (Total ca. 180'080 Stk.)
Senkrechter Unterdruck 2S Zürich 2I 1L2 10a ca. 70'000 Stk.
Waagrechter Unterdruck 2W Zürich 2II 1L4 10 ca. 110'000 Stk.

Neudruck

2ND 2ND     400 Stk.
Doppelgenf 3 Genf 1 2L1 1 ca. 30'000 Stk. (als Paare verwendet ca. 18'000 Stk.)

Als Halbe DG verwendet

4L und 4R Genf 1HR/1HL 2L1a 1a je ca. 12'000 Stk.
(To
tal 24'000 Stk.)
Kleiner Adler 5 Genf 3 2L2 2 120'000 Stk.
Grosser Adler, hellgrün 6 Genf 4 2L3 3 120'000 Stk.
Grosser Adler, dunkelgrün 7 Genf 5 2L4 3a 50'000 Stk.
Genfer Briefumschläge 07 (I bis III) Genf U1
(A bis C)
    40'000 Stk. (Verteilung pro Format unbekannt)

Als Ausschnitt aus Umschlägen verwendet

07 Genf GAA1     unbekannt
Basler Taube 8, 8a Basel 1a/1b 3L1 8 41’480 Stk.
(12'320 Stk. vernichtet)

Basler Taube grün
(nicht verausgabt)

8I Basel 1I     ca. 8'000 Stk.
Waadt 4 9 1 2L5 5 ca. 10-15'000 Stk.
Waadt 5 10 2 2L6 6 ca. 100-120'000 Stk.
Neuenburg 11 3 2L7 7 ca. 30-50'000 Stk.
Winterthur 12 4 1L5 11 ca. 40-50'000 Stk.


Quellen: Abdruck der Veröffentlichung von [1] swissphila